Weil es gerade so schön zur Adventszeit und den Schneeflocken passt, und auch der Samichlaus noch nicht fern ist – husch, husch ins Archiv und den Beitrag über die Stiftung Eselhilfe mit dem Eselheim Aline hervorgekramt. Bei Hanni und Viktor Huber finden notleidende und kranke Esel (und davon gibt es viele!) ein Dach über dem Kopf, Futter, Pflege – vor allem aber: ganz viel Liebe. Das Ehepaar widmet sich seit vielen Jahren unermüdlich den intelligenten Grautieren. Angefangen hatte es mit einem Pferd.

Und falls Sie noch nicht wissen, was Sie zu Weihnachten Gutes tun respektive schenken könnten: Hier wäre eine tolle Gelegenheit! Denn die Haltung der Esel ist teuer, der neue Stall hat Geld und Nerven gekostet, die Stiftung Eselhilfe kann jeden Zustupf brauchen:

Stiftung Eselhilfe

Clentis – Regionalbank Männedorf
CH27 0682 8655 0358 2467

Hier gehts zur Geschichte:

Stiftung_Eselhilfe

Am Rand der Reportage passieren allerlei aufregende Dinge. Dinge, die es dann nicht ins Magazin schaffen. Wie der rätselhafte Mietwagen im Nordosten Islands, der erheblich zum Abenteuerfeeling auf der Insel von Feuer und Eis beigetragen hat. Das lag möglicherweise an der Elfe, die sich unter der Motorhaube versteckt hatte, aber so genau weiss ich es auch nicht.

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Christoph Stöckli trauert den Radiozeiten nicht nach.

Christoph Stöckli gehörte einst zu den Morgenstars der Berner Radioszene und hat die Bernerinnen und Berner aus dem Bett „gschnured“. Dann wurde er arbeitslos – und das war sein Glück. Denn während seiner Zeit beim RAV entdeckte er, wofür sein Herz wirklich schlägt. Heute ist er als Prozessbegleiter vor allem ein begnadeter Zuhörer – das Mikrofon vermisst der ehemalige Weltrekordhalter im Radiosender überhaupt nicht.

Meine Geschichte über eine turbulente Berufsfindung gibt es im Schweizer Freizeitmagazin active&live, zur Website geht es hier.

Und zum Porträt hier:

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Falls Sie ihn kennen, lassen Sie es mich wissen. Weshalb? Nun, weil Wolfgang einst ein Weihnachtsmärchen für mich wahr gemacht hat. Es ist lange her, aber wer weiss…

Hier ist die ganze, wahre Geschichte. Mit der Hoffnung, dass sie auf irgendeinem märchenhaften Weg zu Wolfgang gelangen möge. Vielleicht auch genau dank Ihnen? Ich hoffe. Und warte.

Lieber Wolfgang

Ich darf Sie doch Wolfgang nennen? Ihren Nachnamen habe ich mir nicht gemerkt. Ich weiss nicht einmal, ob es Sie noch gibt. Aber damals, da gab es Sie. Und es gibt diese Weihnachtsgeschichte, die Sie und ich teilen und die Sie womöglich längst vergessen haben.

Ich aber nicht. Ich denke jedes Jahr daran, immer dann, wenn die Tage Richtung Weihnachten galoppieren, wenn schon der frühe Nachmittag in die Dämmerung übergeht und der See schwarz wirkt im Dunkeln. 

Doch lassen Sie mich erzählen. 

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((Auf der Fähre von Romanshorn nach Friedrichshafen, an einem Samstag kurz vor Weihnachten 1988))

Die Autos an Deck sehen aus, als würden sie das sanfte Schaukeln geniessen. Vorne am Bug steht eine junge Frau. Der Dezemberwind fährt ihr scharf durchs Haar, sie bemerkt ihn nicht. Es knistert im Lautsprecher, dann sagt eine vertraute Stimme „Friedrichshafen“.

Sie geht als Erste von Bord, beschleunigt ihre Schritte. Jetzt nur noch durch den Zoll. Zoll! In diesem Augenblick realisiert sie es: Sie hat ID und Pass liegen gelassen, in ihrem Zimmer bei den Eltern auf dem Land. Heute aber kommt sie direkt von der WG in der Stadt.

„Ihren Ausweis bitte.“

Der Zollbeamte sieht freundlich aus.

„Es ist blöd, ich hab ihn vergessen.“

„Aha. Nun, dann nehmen Sie am besten die Fähre zurück nach Romanshorn.“

„Hören Sie, das geht nicht. Da hinten wartet mein Freund. Er wartet schon drei Wochen.“

Der Beamte schaut durchs kleine Fenster, sieht den hochgewachsenen jungen Mann am Scirocco stehen.

„Drei Wochen, soso“, murmelt er.

„Ich kann Ihnen einen Tagespass ausstellen. Sie müssen einfach heut mit der letzten Fähre zurück.“

„Heute noch? Ausgeschlossen. Das wäre in wenigen Stunden. Und zudem käme ich mit dem Zug gar nicht mehr nach Hause.“ Ihre Stimme klingt jetzt verzweifelt.

Der Zollbeamte legt den Kopf in den Nacken.

„Drei Wochen“, wiederholt er. 

Er schweigt eine Minute. Noch eine und noch eine.

„Haben Sie gar nichts dabei?“

„Mein Generalabonnement. Und den Schulausweis. Hier.“

Er wirft einen Blick darauf, macht eine Notiz. Zögert.

„Gut, ich lasse Sie ziehen. Unter zwei Bedingungen: Sie verlassen das Land nicht auf eigene Faust. Und morgen Abend, ehe Sie zurückreisen, kommen Sie zuerst zu mir ins Büro. Fragen Sie nach Wolfgang.“

„Oh. Ja, ja. Ja, klar. Mach ich. Danke. Danke. Danke!“

Sie stiebt davon, der Scirocco glänzt im trägen Dezemberlicht.

***

((Sonntagabend, deutscher Zoll))

„Hallo, ich soll mich bei Wolfgang melden.“

Die beiden Zollbeamten essen Pfeffernüsse.

„Bei Wolfgang, hm“, bemerkt der eine kauend. 

Der andere schüttelt den Kopf: „Der Wolfgang wieder!“

„He, Wolfgang, Besuch für dich.“

Der Beamte von gestern erscheint unter der Tür, fordert die junge Frau mit einem Kopfnicken auf, ihm in sein Kabäuschen zu folgen.

„Und? Schönes Wochenende gehabt?“

„Ja, danke nochmal.“

„Was haben Sie im Rucksack?“

„Mein Nachthemd.“

Er grinst.

„Nehmen Sie Platz.“

Schwungvoll setzt er sich auf den Bürostuhl, dreht ab Richtung Schreibmaschine, spannt ein Papier ein. Tippt im Adlersystem, hack, hack, hack.

Zieht das Papier heraus, liest, nimmt den Kugelschreiber, kritzelt seinen Namen, faltet den Brief, sucht ein Couvert, steckt ihn hinein.

„So. Das geben Sie den Schweizer Kollegen. Und jetzt raus mit Ihnen, die Fähre legt bald ab.“

„Danke!“

„Nichts zu danken! Und… -„

„Ja?“

„Fröhliche Weihnachten!“

***

((Schweizer Seite))

„Ausweis?“

„Ich hab Post für Sie. Von Wolfgang.“

Der Schweizer Beamte schaut irritiert.

„Dann kommen Sie mit, chömed Sie.“

Auf dem Bürotisch steht ein Adventsgesteck, eine Kerze brennt.

Der Beamte faltet das Papier auseinander.

Die Frau weiss, was er jetzt liest. Wort für Wort. 

„Liebe Kollegen von der Schicht zwo, weil bald Weihnachten und dergl. ist, habe ich dieses sympathische Frollein aus der Schweiz gestern „ohne“ einreisen lassen. Sie wollte zu ihrer Liebe und hatte den Ausweis vergessen. Bitte lasst sie auch jetzt ohne Probleme passieren. Es ist schliesslich die Zeit der Nächstenliebe und so weiter. Frohe Weihnachten, glückliches neues Jahr und kommt mal wieder auf ein Feierabendbier.

Euer Wolfgang von drüben.“

Der Schweizer Beamte lacht.

„Der Wolfi. Da haben Sie den Richtigen erwischt. In Ordnung. – Moment. Was führen Sie im Rucksack mit?“

„Mein Nachthemd. Möchten Sie es sehen?“

Er winkt ab: „Scho guet. Frohe Weihnachten!“

„Danke, gleichfalls. – Moment. Darf ich den Brief behalten?“

„Klar.“

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Erinnern Sie sich wieder, Wolfgang? So war das. Ich hab Ihren Brief lange aufgehoben. Sehr lange. Er überstand mehrere Umzüge. Doch irgendwann, irgendwo zwischen da und dort, ging er verloren.

Lieber Wolfgang, wo immer Sie gerade sind: Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten und dergl.

Und bedanke mich für das Weihnachtsgeschenk von damals.

Falls Sie das lesen: Melden Sie sich bei mir.

Ich lade Sie zu einem Feierabendbier ein.

Obwohl ich sonst gar nie Bier trinke.

Aber nach dreissig Jahren wäre es an der Zeit.

Hoffnungsvoll, das ausweislose Schweizer Frollein von damals.